Neanderland Spätlese

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Klein war es dann doch geworden, das Grüppchen von Club-Fotografen, die sich ins Neanderland aufmachten. Manchmal ist das halt so. Trotzdem war der Ausflug – schon der entspannten Stimmung wegen – ein Erfolg.

 

Velbert-Neviges

Los ging es am Morgen des 15. Juli am Treffpunkt in Velbert-Neviges, wo die fünf Freitags-Fotografen sich im wirklich sehenswerten „Nostalgie-Café“ für die fotografischen Herausforderungen des Tages stärken konnten.

Und eine Herausforderung war der erste Programmpunkt tatsächlich: für manchen nicht nur fotografisch, sondern auch ästhetisch. Die mitten in einer Fachwerk- und Schiefer-Altstadt platzierte Wallfahrtskirche ist eine riesige Betonkonstruktion des Architekten Gottfried Böhm, erbaut in den Jahren 1966 bis 1968, als Beton allgemein noch geradezu als Allzweckwaffe der Baukunst gefeiert und Sichtbeton im Speziellen als eine eigene ästhetische Qualität entdeckt wurde.

Das Bauwerk war schon zur Entstehungszeit umstritten – ein Gebirge in Grau, kaum ein rechter Winkel, von der allgemein im Kirchenbau erwarteten Symmetrie kann keine Rede sein. Im Inneren ebenfalls hallenhoher Sichtbeton, aufgrund der Größe und der wenigen (aber dafür eindrucksvollen) Fenster eine Aufgabe an die Belichtungssteuerung. Zum Glück hatten wir vom Wallfahrtssekretariat bereits im Vorfeld eine Genehmigung zur Nutzung unserer Stative bekommen, ohne die das Fotografieren nur sehr schwer möglich gewesen wäre. Vielen Dank dafür an Bruder Peter Fobes vom Franziskaner-Orden

Im Zeittunnel

Nach einem Spaziergang durch die Altstadt von Neviges und einer kleinen Stärkung ging es dann wenige Kilometer weiter nach Wülfrath, wo wir uns den „Zeittunnel“ ansahen. Das ist eine in einem ehemaligen Bergwerksstollen platzierte Ausstellung zur Erdgeschichte. Angrenzend gibt es ein Plateau, von dem man einen Blick in den früheren Kalksteinbruch, ein heutiges Naturschutzgebiet hat. Zwar erfuhren wir, dass auch in diesem Jahr ein Paar Uhus dort brütet, die hatten aber am Nachmittag noch keine Lust, herauszukommen – und ob wir sie dann überhaupt entdeckt hätten?

 

Noch einmal einige Minuten Fahren brachten uns zu unserem Quartier in Mettmann. Zum Abendtreff hatten wir dann ein nettes Lokal in der Altstadt gefunden, wo wir den Abend ausklingen lassen konnten.

 

Steinzeitliches

Unser Samstag stand im Zeichen der Steinzeit. Wir starteten – nun zu siebt – im Neanderthalmuseum. Das ist zwar nicht groß, zeigt aber den Stand der Forschung zu unserem berühmten Vorfahren in einer interessant aufbereiteten Ausstellung. Attraktion sind sicherlich die erstaunlich lebensnahen Rekonstruktionen von etwa 12 Neandertaler-Individuen, die sich an verschiedenen Stellen befinden. Ähnlichkeiten mir bekannten Persönlichkeiten sind teilweise recht leicht zu finden.

 

Menschenspuren

Nach dem Mittagstreff im Museumscafé brachen wir auf zu einem Spaziergang. Zuerst zur historischen Fundstelle des Neanderthalers (nun ja, m an erinnert halt daran), von dort zum Kunstweg „Menschenspuren“, wo wir zwar den einen oder anderen Menschen, von manchem Werk aber keine Spur mehr fanden. Und schließlich ging es rund um das sogenannte „Eiszeitliche Wildgehege“. Dort leben kleine Gruppen von Wisenten, Auerochsen (bzw. deren Nachzüchtungen, den Heckrindern) und Tarpanen, einer Wildpferdart. Die Tarpane konnten wir auf unserem Rundgang aus der Nähe sehen. Die Auerochsen blieben aber grasend in der Ferne und den Wisenten war es wohl zu warm – sie blieben wenig fotofreundlich im Schatten des Stalls. Schade, aber ein schöner Spaziergang war es trotzdem.

Der Samstagabend sah nach einem gemeinsamen Abendessen beim Italiener noch einige von uns in der Oberstadt von Mettmann, wo wir bei angenehmen Temperaturen, angeregten Gesprächen und einem Gläschen den Abend auf dem Marktplatz ausklingen ließen.

 

Altes Blech

Der Sonntagvormittag brachte einen erneuten Themenwechsel. Es ging in den „Auto-Skulpturenpark“, den sich der Autohändler und -sammler Michael Fröhlich im Jahr 2000 auf seinem Waldgrundstück als privates Kunstwerk zu seinem 50. Geburtstag selbst geschenkt hat: 50 Fahrzeuge – überwiegend Autos, aber auch Motorräder und Nutzfahrzeuge, alle aus dem Jahr 1950 – hat er, nachdem Öl und Schadstoffe entfernt wurden, zwischen den Bäumen platziert und lässt sie seitdem von Wind, Wetter und den Pflanzen des Waldes langsam aber sicher erobern. Das kann sicher unterschiedlich beurteilt werden. Für uns als Fotografen (und eine überraschend große Anzahl Gleichgesinnter) bot es jedenfalls die unterschiedlichsten Motive und Sichtweisen.

 

Um die Mittagszeit waren dann auch die letzten von uns fotografisch gesättigt. Und so ging es dann nach einem abwechslungsreichen Wochenende wieder auf die Heimreise.  

Neanderland – Gruppenfoto
Ulrich Weisheit, Gabriela Scholl, Monika Seidel, Werner Otterbach, Olaf Nagel, Peter Roth, Friedrich Blaul (von links, Foto: Werner Otterbach)


 Herzlichen Dank an Monika Seidel für die Organisation und Planung sowie für diesen Bericht!